Die Schlossplatzbande und der verpatzte Auftritt
Es ist ein drückend heißer Sommertag. Die Mitglieder der Schlossplatzbande haben Sommerferien und genießen die sechswöchige Auszeit von der Schule. Die Bande kommt gerade von einer Eisdiele zurück, an der sie sich alle eine große Portion Spaghettieis gekauft haben, als sie eine große, blonde Frau mit einem Stapel Blätter aus der Kirche rennen sehen. „Die hat es aber eilig“, sagt Lara gerade, als plötzlich eine Windböe die Frau erfasst, ihr alle Blätter aus der Hand reißt und durch die Luft wirbelt. „Haltet mal kurz alle an“, ruft Jo, der das Geschehen ebenfalls beobachtet hat. „Wir müssen der Frau dabei helfen, das Papier wieder aufzusammeln“.
Gesagt, getan! Sofort steuern die Kinder auf die Frau zu und fangen an, die Blätter aufzusammeln. „Lasst das sein!“, faucht die Frau die Kinder auf einmal an. „Ich schaffe das schon ohne eure Hilfe!“ „Entschuldigung“, sagt Nette, „aber wir wollten Ihnen nur helfen.“ „Ja, ja“, antwortet die Frau, die jetzt einige Blätter aus den Händen der verdutzt schauenden Lara reißt. „Was soll denn das!“, ruft Lara laut, eher überrascht als wütend, aber da ist die Frau schon verschwunden.
„Die war ja komisch“, sagt Ferit und die anderen Kinder nicken zustimmend. „Vielleicht hatte sie heute einfach einen schlechten Tag“, vermutet Lara, ohne dabei sehr überzeugt zu klingen.
Am Hauptquartier angekommen, legen sich die Kinder in den Schatten und versuchen sich möglichst wenig zu bewegen, denn die Hitze ist unerträglich.
„Hör jetzt bitte auf zu summen!“, sagt Nette nach einiger Zeit zu Lara, die seit geraumer Zeit immer dieselbe Melodie summt. Lara lacht und beginnt jetzt laut den Text des Liedes zu singen, welches sie eben noch gesummt hat. „Möge die Straße uns zusammenführen, und der Wind in deinem Rücken sein…“ „Du bist blöd“, sagt Nette und fragt: „Warum hast du jetzt auf einmal überhaupt diesen Ohrwurm?“ „Ich weiß auch nicht, seit der Begegnung mit der Frau geht mir das Lied nicht mehr aus dem Kopf“, antwortet Lara. „Wahrscheinlich hast du schon einen Sonnenstich“, sagt Jo und die anderen lachen.
Am nächsten Tag klingelt bei Ferit das Telefon. „Wo bleibst du denn?“, fragt Jo ihn am anderen Ende der Leitung. „Wir warten schon seit fünfzehn Minuten vor der Kirche auf dich. Heute ist doch der Auftritt unseres Schulchors. „Mist, das hatte ich ganz vergessen“, sagt Ferit. „Ich bin in fünf Minuten da!“
Ferit hastet los und ist nur wenige Augenblicke später vor der Kirche angekommen, wo die anderen Mitglieder der Schlossplatzbande schon auf ihn warten. Sie setzen sich auf eine Bank in der Mitte der Kirche. Wenig später beginnt das Konzert. „Gleich kommt Amiras Solo!“, flüstert Nette den anderen nach einer Stunde zu.
Amira, eine gute Freundin von Nette, tritt auf die Bühne und beginnt zu singen: „Möge die Vase uns zusammenrühren, und das Rind auf leisen Krücken…“ Doch weiter singt Amira nicht. Die Orgel stoppt, durch das überraschte Publikum geht ein leises Tuscheln und Amira, die gerade noch selbstsicher vorne stand, schaut mit hochrotem Kopf fragend zum Chorleiter. Dieser sieht nicht minder überrascht aus, blättert durch seine Noten, flüstert etwas in Amiras Ohr und gibt dann den Einsatz für das nächste Lied, welches der ganze Chor singt.
Nach dem Konzert versammelt sich eine kleine Menschentraube um Amira. „Ich weiß auch nicht, was passiert ist“, sagt sie schluchzend. „Der Text hat überhaupt nicht gestimmt! Jetzt freut sich die Mutter von Celestine bestimmt, dass ich den Auftritt verpatzt habe. Die ist eh neidisch auf mich!“ Sofort kombiniert Nette und fragt: „Kann es sein, dass Celestines Mutter groß und blond ist?“ „Ja, das stimmt. Aber warum fragst du mich das jetzt?“, entgegnet Amira. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie für deinen verpatzten Auftritt verantwortlich ist!“ Die anderen schauen Nette fragend an.
Detektivaufgabe:
Jetzt bist du an der Reihe. Warum ist sich Nette sicher, dass die Mutter von Amiras Konkurrentin etwas mit dem schlechten Auftritt zu tun hat?